Politik und Geschwisterlichkeit – unmöglich?

Das Stichwort Politik weckt aktuell eher negative Gefühle: Kriege, Machtgehabe, Autoritarismus... doch es gibt sie noch, die Menschen, die Politik und Geschwisterlichkeit zusammenbringen wollen. 

Informiert und kompetent in der Politik mitbestimmen, ist nicht leicht. Drei bis viermal jährlich gibt es in der Schweiz Eidgenössischen Abstimmungen, dazu kommen kantonale und kommunale Abstimmungen. Die Vorlagen werden immer komplexer. Seit 2016 stellen darum Liz Fischli Giesser und Diego Bigger aus Bern zu den gesamtschweizerischen Abstimmungen Informationen zusammen, die helfen, sich zu orientieren. «Wir geben keine Abstimmungs-Empfehlungen», betont Liz Fischli Giesser. «Wir wollen den Leuten Grundlagenwissen geben, damit sie das Für und Wider abschätzen und entscheiden können.» Die Juristin ist ehemaliges Parlamentsmitglied der Gemeinde Köniz bei Bern und ist seit jeher politisch und auch in der Fokolar-Bewegung aktiv. 

Demokratische Rechte wahrnehmen
Besinnung unter der Bundeskuppel

Regelmässig findet während der Sessionen des Eidgenössischen Parlaments jeweils am Mittwoch eine kurze Morgenbetrachtung statt, seit rund 40 Jahren. Die Idee hatte damals Nationalrat Otto Zwygart, der seinen Freund, den reformierten Pfarrer Jörg Gutzwiller dazu mit ins Boot holte, und dieser wiederum fragte den Sprecher der Schweizerischen Katholischen Bischofskonferenz, Hans-Peter Röthlin an, ein Mitglied der Fokolar-Bewegung. Seither wird die «Besinnung unter der Bundeskuppel» in wechselnden ökumenischen Teams gehalten, bis heute mit Beteiligung der Fokolar-Bewegung, aktuell in der Person von Michelle Grandjean Böhm. «Es ist ein kurzer Moment mit ein paar Parlamentarierinnen und Parlamentariern. Es ist wertvoll, an diesem Ort Gottes Gegenwart herbeizurufen und um gute politische Entscheidungen zu beten», sagt sie.

Politik als Höchstform der Liebe
Aktive Gruppe im Wallis

Zurück in die Schweiz: Seit 2021 trifft sich im Wallis wieder regelmässig eine Gruppe von politisch Aktiven. Sie treffen sich einmal im Monat und haben u.a. einen Friedensappell an ihre Parlaments-Kolleginnen und -Kollegen gerichtet und im Februar 2025 in Martigny eine Tagung mit 40 Teilnehmenden durchgeführt, wo sie gemeinsam die Vision einer geschwisterlichen Politik reflektiert und die Aktion «Together for a new Africa» des internationalen Forums Politik und Geschwisterlichkeit der Fokolar-Bewegung vorgestellt haben.

Begonnen hatte das politische Engagement der Fokolar-Bewegung Schweiz im November 2001 am Kongress «1000 Städte für Europa» in Innsbruck. Vier Schweizer Gemeindepräsidenten lernten dort Chiara Lubich kennen. Durch sie entstand das Schweizerische «Forum Politik und Geschwisterlichkeit» mit vielen Aktivitäten. So organisierten sie unter die Tagungen „Die Herausforderung einer authentischen Politik“ vom 22. März 03 in Martigny mit 250 Teilnehmenden und am 4. September 04 in Bern „Geschwisterlichkeit in der Politik – Utopie oder Notwendigkeit“ mit 450 Anwesenden. 

Eine Welle unendlicher Inspiration